Heft 4/2014: Achtung: Person!
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
»Im Mittelpunkt der Mensch!« Ist es nicht dieser Satz, den wir seit Jahrzehnten in unseren Leitbildern finden, der nur in einen neuen Begriff gepackt wird: »Personzentrierung«?
Ging es nicht schon immer darum, die begleitete Person ins Zentrum zu stellen mit ihren Wünschen, Möglichkeiten und Notwendigkeiten? Im Zentrum der Unterstützung und Begleitung müssen die Lebensqualitätsvorstellungen der begleiteten Personen stehen und nicht die Ideen und Vorstellungen der Begleiter, der Institutionen, des Umfeldes!
Wenn etwas Altes, immer schon Gewolltes mit einem neuen Begriff belegt wird, ist dies vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass wir noch nicht dort sind, wo wir uns in unseren Leitbildern längst wünschen und vermuten?
Bei der Planung dieses Heftes wollten wir deutlich machen:
- Zentrierung auf die Person benötigt Respekt vor der Person!
- Wenn ich Teilhabe will, muss ich die Person ernst nehmen!
- Die eigene Wert- und Normorientierung zu reflektieren ist Voraussetzung für Personzentrierung.
Entstanden ist nun ein Kaleidoskop rund um das Thema
- mit Aussagen von Menschen, die für sich die Personzentrierung geschafft haben,
- mit Konzepten, wie es mehr werden kann mit der Personzentrierung,
- mit Nachdenken über den Begriff der Person.
In den Artikeln werden viele Aspekte genannt, die für Personzentrierung nötig sind und die dazu beitragen, dass diese möglich wird.
Auf unserm Titelbild zeigt die Person nicht auf sich selber. Vielleicht hätten wir das vermutet zum Thema. Nein, sie zeigt in die Ferne auf ein Ziel, auf einen imaginären Punkt.
Deutlich wird: Wer Personzentrierung will, muss auf die Person achten, muss achtsam im Umgang mit dieser sein, muss sie in ihrer Würde und ihrem Gewachsensein wahrnehmen und akzeptieren. Es geht um Respekt, um die eigene Haltung, das eigene Handeln: ACHTUNG: PERSON!
Viel Freude und Person-Sensibilität beim Lesen wünscht
Martin Herrlich
Autoren dieser Ausgabe
Bader, Kristin, Fachschülerin der Heilerziehungspflege an der Evangelischen Fachschule für Heilerziehungspflege und am Sonnenhof in Schwäbisch Hall, erstes Ausbildungsjahr
Bollag, Dr. Esther, Zentrum für Disability Studies an der Evangelischen Hochschule des Rauhen Hauses, ZeDiS, Hamburg.
Coester, Ruth, Rechtsanwältin, Referentin für Sozialrecht beim Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V., Berlin, www.beb-ev.de
Fietkau, Sandra, Dipl. Sozialpädagogin (FH), MBA, arbeitet aktuell an der Fertigstellung ihrer Dissertation zum Thema Unterstützerkreise für Menschen mit Behinderung, seit 17 Jahren mit und für Menschen mit Behinderung an den Themen Teilhabe und Inklusion. Leonberg
Hahn, Dr. Martin Theodor, Universitätsprofessor i.R. Pädagogik bei Menschen mit Behinderung, Praxis/Theorie in Schulen, Heimen, Hochschulen und Elternvereinigungen. Zuletzt Humboldt-Universität Berlin. Wohnt in Gammertingen.
Hauke, Lisa, lebt in der AWG Görlitz des im Martinshof Rothenburg, Diakoniewerk, Verbund in Görlitz
Herrlich, Martin, Evangelische Fachschule für Heilerziehungspflege Schwäbisch Hall, www.hepschule-sha.de und Redaktion Orientierung www.beb-orientierung.de
Heuberger, Anne, Dipl. Sozialpäd. (FH), Leiterin der Tagesstätte im Heilpädagogisches Zentrum Bayreuth bis August 2013. Hilfe für das behinderte Kind Bayreuth gGmbH; ab September 2013 Leiterin der Tagesstätte im Heilpädagogischen Centrum Augustinum München
Holtmann, Dagmar, Diakonin in der Blinden – und Sehbehindertenseelsorge der Nordkirche in Hamburg. Sie ist seit ihrer Geburt blind. Hamburg
Hoops-Koch, Ulla, als Heilerziehungspflegerin Teamleitung in der Samariterstiftung, Behindertenhilfe Ostalb
Huber, Brigitte, Bioethik-Beauftragte des Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB)
Kieschnick-Pagenkopf, Andreas, Qualitätsmanagement und Fachberatung, Martinshof Rothenburg, Diakoniewerk
Louis, Nina, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Josefs-Gesellschaft gGmbH, Köln, www.jg-gruppe.de
Maier-Michalitsch, Dr. phil. Nicola, Physiotherapeutin und Sonderpädagogin M.A., Vorstandsvorsitzende und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Leben pur, Moderatorin und Multiplikatorin für Persönliche Zukunftsplanung, www.stiftung-leben-pur.de, München
Mencak, David, hat im Rahmen der »Unterstützte Beschäftigung« der Werkstatt Bruckberg einen Außenarbeitsplatz, lebt in Ansbach
Müller, Sebastian, studierte Sozialwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg. Nach seinem Volontariat im Evangelischen Presseverband für Bayern (EPV) war er unter anderem für die Abendzeitung tätig. Seit einem Jahr schreibt Müller regelmäßig im Auftrag der Diakonie Neuendettelsau. Lebt in Fürth bei Nürnberg.
Münzberg, Dirk, Fotograf und Heilerziehungspfleger in der Evangelischen Stiftung Lichtenstern, Löwenstein
Neuschwander, Joachim, Evang.-Luth. Diakoniewerk Neuendettelsau, Bruckberger Heime, Bruckberg
Rehbock, Prof. Dr. Theda, außerplanmäßige Professorin am Institut für Philosophie, Technische Universität Dresden
Rieß, Andreas, Leiter Abteilung Rehabilitation, Josefs-Gesellschaft gGmbH, Köln, www.jg-gruppe.de
Schablon, Prof. Dr. Kai-Uwe, Dipl. Pädagoge, tätig als Dozent an der Kath. Hochschule Münster
Sierck, Udo, Dipl. Bibliothekar, Publizist, Dozent, Aktivist der Behindertenbewegung. Neueste Publikation: Budenzauber Inklusion, Neu-Ulm 2013, www.udosierck.de, lebt in Gnutz
Thomas, Petra, v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel, Bethel.regional
Trobisch, Achim, Diakon und Dipl. Sozialpädagoge, Leiter Heilpädagogische Einrichtung, Martinshof Rothenburg Diakoniewerk
Weber, Erik, Ev. Hochschule Darmstadt/Universitiy of Applied Sciences, Studiengangsleitung im BA-Studiengang Inclusive Education/Integrative Heilpädagogik, Darmstadt, www.eh-darmstadt.de
Wehnelt, Nikolai, Diplom-Psychologe, Albert Schweitzer Stiftung – Wohnen & Betreuen, Berlin
Wolf, Pastor Bernward, Vorstand, v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel, Bielefeld, www.bethel.de
Autorenverzeichnis und Impressum (PDF-Datei, 76 kb)
Leseproben
Behindert und selbstbewusst – kein leichtes Spiel
Udo Sierck, Gnutz
Wie wird man mit Behinderung wahrgenommen? Wie verändert sich die Wahrnehmung von Persönlichkeit, wenn man von der Norm abweichende Merkmale hat? Wie anstrengend ist es, sich mit erlebter Ablehnung auseinanderzusetzen? Verändert sich was im Umgang von Behinderten mit Nicht-Behinderten? Wie kann es gelingen, das Sichtbare zu akzeptieren statt es zu verstecken? Udo Sierck versucht persönliche Antworten.
Behindert und selbstbewusst - kein leichtes Spiel
(PDF-Datei, 148 kb)
Ich stehe im Mittelpunkt!
Unterstützungskreise für Menschen mit Behinderung
Sandra Fietkau, Leonberg
Die Idee der Unterstützungskreise stammt ursprünglich aus Nordamerika, wo Mitte der 1970 Jahre der erste Unterstützungskreis für eine Frau mit Behinderung eingerichtet wurde. Seither hat sich dieser Ansatz in verschiedenen Ländern verbreitet und wird seit Anfang dieses Jahrtausends auch in Deutschland zunehmend bekannt. Sandra Fietkau stellt die Kernelemente vor.